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Das Zen des innerdeutschen Flugverkehrs

Es wird mal wieder Zeit für meinen jährlichen Blogeintrag über innerdeutschen Flugverkehr. Das passt gut, weil ich eben z.B. 13 Flüge innerhalb von 3 Wochen gebucht habe, und weil ich ein schönes Beispiel von gestern zu schreiben habe.

Im Gegensatz zum vorigen Artikel wird dies im Wesentlichen nämlich kein Meckerpost. Und das nicht etwa, weil es nix zu meckern gäbe, sondern weil ich inzwischen der Meinung bin, dass das alles nur eine Zen-Buddhistische Übung ist. Siehe Wikipedia: "Zen kann das Zeitempfinden verändern. In der Konzentration des Praktizierenden verliert die subjektive Empfindung für Zeit ihre Bedeutung. " Das hilft bei innerdeutschen Flügen ungemein. Während andere sofort nach der verspäteten Landung oder bereits vor dem verspäteten Abflug (also fast jedes Mal) hektisch anrufen und Termine verschieben sitze ich ruhig da, lese noch ein wenig in einem Buch und warte, bis ich aussteigen kann. Wenn man mal wieder irgendeine Urlaubermaschine erwischt, auch wenn die Flugnummer auf einen innerdeutschen Flug hindeutet, so setzt man sich in einer Yogischen Verkrümmung mit gespreizten Beinen (Beine schließen geht dann aufgrund des Sitzabstandes nicht) hin und harrt der Dinge, die da kommen. Auch für die optimistische Weltsicht hilft Fliegen. Da nun meine Quote, dass ich bei Flügen aus den USA mein Gepäck auf dem Band wiederfinde mittlerweile unter 50% gesunken ist freue ich mich halt, dass ich die schweren Koffer nicht selbst nach Hause mitnehmen muss, sondern dass ein freundlicher Herr sie mir am nächsten (oder übernächsten) Tag zu Hause vorbeibringt.

Ein schönes Beispiel war gestern. Nach dem Academic Days (mehr dazu  in einem anderen Blogpost) bin ich von Köln-Bonn nach Berlin geflogen. Offizielle Flugzeiten: 19:50-20:55. Als ich 19:35 oder 19:40 die ankommenden Fluggäste sah war mir klar, dass das wohl nix wird mit dem pünktlichen Abflug. Aber um die Fluggäste nicht zu verunsichern gibt es ja in letzter Zeit die Tendenz, so unwesentliche Verspätungen gar nicht erst mehr anzusagen. Die Idee dahinter ist vermutlich: EIn Flug, der nicht als verspätet angesagt wird ist per definitionem pünktlich. Also irgendwann (geschätzt: 20:05) Einstieg. Bereits 25 Minuten später dann die Ansage, dass irgendwas mit den Frachtpapieren nicht in Ordnung sei, der Abflugslot sowieso vorbei ist und es also noch eine Weile dauert bis es losgeht. Gut, dass ich mir beim Einstieg die Abendzeitung und eine Zeitschrift mitgenommen hatte. Und kostenloses Wasser gab es auch dazu. So gegen 21:10 ging es dann los, bis auf eine Ehrenrunde auf der Startbahn ein normaler Flug. Aber dann hatte das Schicksal sich eine besondere, weil völlig unerwartete Gelassenheitsübung ausgedacht. Wir kamen nämlich am neuen Air-Berlin-Terminal C in Tegel an. Das war noch nicht die Überraschung, da ich nach dem Probebetrieb letzte Woche erwartet hatte. Man kann sich sicherlich über den Sinn eines neuen Terminals knapp 5 Jahre vor der geplanten Schließung von Tegel streiten aber es ist wohl nett, Air Berlin später unter einem Dach zu haben und nicht jedes Mal den großen Kreisgang von Tegel laufen zu müssen.

Nein, die Übung war die Gepäckausgabe. Wir kamen am Band an und - warteten. Eine Viertelstunde später kamen die Gäste des nächsten Fluges und gesellten sich hinzu. Eine weitere Viertelstunde später (wir sind jetzt bei ca. 22:35h) kamen die nächsten Fluggäste. Das gab dann eine gesellige Wartegemeinschaft:

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Aber auch hier hieß es - es wird geschehen was geschehen soll, und bis dahin kann man meditieren:

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Die Ruhe, das heißt der völlige Verzicht auf Ansagen, was denn nun los sein halfen bei dieser Meditation. Und breits weitere 15 Minuten später, die nur von gelegentlichem Rasseln hinter der Trennwand gestört wurden kam mein Koffer. Ein Lob übrigens an die Berliner Taxifahrer, die tatsächlich die Existenz des neuen Terminals bemerkt haben.

Übrigens ist all das keineswegs spezifisch für eine Fluggesellschaft. Auch bei Lufthansa kann man häufig die Architektur von Flughafen oder Flugzeug lange und ausgiebig bewundern, und dafür bekomme ich dann auch noch jeweils 125+31 Meilen gutgeschrieben. Dadurch behalte ich bereits nach 225 Flügen in einem Kalenderjahr Frequent Flyer Status und darf mir die Architektur der Lounge länger ansehen. Wenn die Abflugverspätung angezeigt wird.

In Summe - innerdeutsch Fliegen ist der richtige Weg zu Ruhe und Abtauchen in das eigene Selbst.

Ein freundliches OM von
Steffen

Comments

  • Anonymous
    January 01, 2003
    Ich möchte meine Tradition fortsetzen und meinen jährlichen Flugverspätungs-Post schreiben.

  • Anonymous
    May 30, 2007
    The comment has been removed

  • Anonymous
    June 09, 2007
    The comment has been removed