So steigert Microsoft HoloLens die Effizienz von Serviceunternehmen
Aus seiner Erfahrung als Business Solution Manager bei Zühlke Engineering weiß Dennis Ahrens, dass gerade viele Serviceunternehmen nach digitalen Lösungen suchen, um ihre Prozesse zu verschlanken und Kosten zu sparen. Anhand von konkreten Referenzbeispielen beschreibt er in diesem Gastbeitrag, wie Organisationen ihre Serviceeffizienz über digitale Zwillinge steigern können.
„Wenn physische und digitale Welt verschmelzen, werden Digital Twins geboren. Sie haben das Zeug, Wirtschaft und Gesellschaft für immer zu verändern“ [1]
Diese schon fast poetisch formulierte Aussage der Hannover Messe deutet an, welches Potential Branchenexperten in den sogenannten „digitalen Zwillingen“ sehen. Gemeint ist damit ein virtuelles Abbild eines Produkts, beispielsweise von einer Maschine oder einer Teilkomponente. In der Idealvorstellung handelt es sich um ein vollständig digitalisiertes Produktabbild, welches die Entwicklung von physischen Prototypen obsolet macht und alle notwendigen Test auf digitaler Ebene ermöglich.
Bisher existierende Lösungen sind erste Schritte in diese Richtung, unterscheiden sich aber noch stark im Reifegrad. Für ein Unternehmen ist hier eines entscheidend: Keinen Flickenteppich an Lösungen zuzulassen, sondern gezielt mit einem Proof-of-Concept zu starten und diesen in einen Piloten zu überführen. So setzen Firmen aus den verschiedensten Branchen bereits auf individualisierte, digitale Abbilder auf Basis von Microsoft HoloLens.
Digital Twins: Praxisbeispiele für Prozessoptimierungen
Mit Kunden haben wir diese ersten Schritte bereits gemacht und ganz konkrete, kleinere Proof-of-Concepts entwickelt:
- Die Firma Fronius hatte das Ziel, einen Schweiß-Roboter außerhalb der Schweißzelle zu darzustellen und Einstellungen vorzunehmen. Mit der Mixed-Reality-Brille können die Techniker nun Schweißvorgänge, zum Beispiel an einem Fahrradrahmen, außerhalb der Schweißzellen naturgetreu visuell überwachen und trainieren. Durch den Einsatz von Windows Mixed Reality wird die Wertschöpfung erhöht, indem Reparaturen beschleunigt, Ausbildungen optimiert und neue Produktkonfigurationen ermöglicht werden.
- Mit Siemens haben wir eine holografische 3D-Maschinendarstellung entwickelt, die für die Steuerung und Kontrolle eingesetzt werden kann. Die App hat eine Verbindung mit MindSphere, dem cloudbasierten, offenen IoT-Betriebssystem von Siemens und spricht dort die Azure-Cognitive Services an. So können Servicetechnikern Informationen direkt aus der Cloud übermittelt werden. Gleichzeitig kann der Techniker über die App den Status der Maschine verändern. So werden die Grenzen der Kommunikation in der Industrie neu definiert.
- Zühlke und Jungheinrich hatten bereits Anfang des Jahres einen gemeinsam Case entwickelt, um den Reparaturprozess eines Niederhub-Fahrzeuges durch holgraphische Anleitung zu optimieren. Dabei wird ein digitales Abbild über die Maschine gelegt und der Techniker Schritt-für Schritt durch die Reparatur geführt.
Return-on-Investment mit Mixed Reality erhöhen
Jeder Case für sich ist bereits ein Gewinn für jedes einzelne Unternehmen. Richtig interessant wird es, wenn man überlegt, die Beispiele in der Form eines intelligenten Assistenten für den Service zu kombinieren. Dieser könnte einen echten Mehrwehrt generieren, indem er Wissen und Prozesse zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zusammenzuführt. Weitergedacht, könnte ein gängiger Serviceablauf in der Praxis dann in einigen Jahren wie folgt aussehen:
Der Techniker erhält über sein Smartphone die wichtigsten Einsatzdaten wie Adresse und Ansprechpartner. Vor Ort versorgt ihn die Microsoft HoloLens mit Echtzeitinformationen der zur wartenden Maschine und liefert eine Schritt-für-Schritt Anleitung, welche Arbeiten durchgeführt werden müssen. Die ordnungsgemäße Dokumentation der durchgeführten Schritte am Ende der Tätigkeit übernimmt die Brille ebenfalls und überträgt diese Daten automatisiert in ein CRM System. Schritt für Schritt geplant, lohnt sich ein solches Szenario später nicht nur für den Servicearbeiter, gerade Firmen profitieren von einem nachhaltigen Return-on-Investment (ROI).
Ein Gastbeitrag von Dennis Ahrens
Business Solution Manager bei Zühlke Engineering
Dennis Ahrens ist Business Solution Manager bei Zühlke Engineering. Seine Aufgabe ist es Unternehmen auf dem Weg von Ideen im Bereich Mixed Reality über erste Showcases bis zu Live-Lösungen zu begleiten. Er hat langjährige Erfahrung im Anlagen- und Maschinenbau und bei der Digitalisierung von Unternehmen und Prozessen. Zuvor war er als Leiter Prozessmanagement Kundendienst bei der Jungheinrich AG tätig.
[1] Quelle: Hannover Messe, Wie Digital Twins die Industrie revolutionieren