Fehlende Ergonomie: Wenn der Arbeitsplatz physisch krankmacht
Zum neuen Jahr mal ein eher persönliches Thema, dass auf meiner Liste der guten Vorsätze steht und dem ich ab jetzt Rechnung tragen werde. Präventiv, wohlgemerkt. Das Thema: Wie richte ich mir meinem Arbeitsplatz, zu dem auch ein mit Kollegen geteilter Platz gehört, richtig ein. Damit meine ich nicht die privaten Accessoires, sondern vor allem die Ergonomie. ergonomisch richtig.
Auf den ersten Blick sind Bildschirmarbeitsplätze ja günstig zu haben: Ein Computer, ein Tisch, ein Stuhl, mehr braucht es oft nicht. Aber dieser Eindruck täuscht. Denn ein unergonomischer Arbeitsplatz kann auf Dauer für gesundheitliche Probleme sorgen, meist sogar früher als man denkt. In einer Microsoft-Studie von 2013 kam heraus, dass 86 Prozent aller Bildschirmarbeiterbei der Arbeit Probleme haben.
Die Top-3-Beschwerden kann dabei wahrscheinlich jeder nachvollziehen: Arbeiter haben Probleme, wenn sie lange in den Computer starren (42 Prozent), wenn sie lange an ihrem Tisch sitzen (38 Prozent) und wenn sie lange in Meetings sitzen (31 Prozent). Die Schmerzen verbreiten sich dabei über den ganzen Körper, hauptsächlich betroffen sind aber Nacken (48 Prozent der Befragten gaben hier Probleme an), der untere Rücken (42 Prozent), die Schultern (36 Prozent), die Augen (31 Prozent) und der obere Rücken (31 Prozent).
All diese Probleme lassen sich recht eindeutig auf eine fehlende Ergonomie am Arbeitsplatz zurückführen – ein Thema, das zwar immer wieder auftaucht aber nicht ernstgenommen wird. .
Wie sieht ein ergonomischer Arbeitsplatz aus?
Zum Thema Ergonomie finden sich zahllose Artikel im Web, eine gute Zusammenfassung ist dieser Beitrag auf TecChannel.de. Es beginnt mit der Haltung am PC: Der Stuhl und der Schreibtisch müssen in der Höhe zueinander passen. Ober- und Unterschenkel sowie Ober- und Unterarme sollten im rechten Winkel zueinanderstehen. Tastatur und Maus befinden sich in einer Ebene mit Ellenbogen und Handflächen. Zudem sollte der flimmerfreie (!) Monitor mindestens 50 Zentimeter entfernt sein, größere Displays sogar noch weiter. Zwar dürften sich ernstlich flimmernde Monitore nur noch in Museen finden, aber auch moderne Displays können Probleme machen – wenn sie mit einer zu niedrigen Wiederholfrequenz betrieben werden. So geben ältere Grafikkarten per HDMI oder (Mini)Display-Port zwar 4k-Auflösungen (3840 x 2160 Pixel) wieder. Das aber nur mit 30 Hertz. Das Ergebnis: Scrollen ist elendig träge und der Mauszeiger bewegt sich, als würde er durch flüssigen Honig gezogen. Prüfen Sie also am Display oder den Einstellungen der Grafikkarte, welche Wiederholfrequenz anliegt. Unter 60 Hertz sollte sie nicht liegen.
Der Blickwinkel sollte so eingestellt sein, dass Sie leicht nach unten blicken müssen, wenn Sie die oberste Zeile lesen. Gerade Notebooks erfüllen nur diese Vorgabe quasi nie. Wer also regelmäßig mit einem mobilen System arbeitet, sollte sich überlegen, eine externe Maus, Tastatur und einen separaten Monitor anzuschaffen.
Wichtig ist das Thema Licht: Idealerweise fällt so viel Tageslicht wie möglich auf den Arbeitsplatz, der Bildschirm sollte dabei im rechten Winkel zum Fenster stehen, um Reflexionen zu vermeiden. Helles Licht sollte durch Sonnenschutz gemindert werden. Zusätzliche Beleuchtung sollte ebenfalls flimmerfrei sein, Deckenleuchter sollte mit einem Raster ausgestattet sein.
Die rechtliche Seite
Rechtlich ist das Thema ebenfalls geregelt, seit 1996 unterstützt die Bildschirmarbeitsplatzverordnung in Deutschland das Arbeitsschutzgesetz. Sie zielt in erster Line auf den Arbeitsbetrieb im Büro ab. Auch wenn sie ziemlich weit gefasst ist, so stärkt sie in jedem Fall die Rechte der Arbeitnehmer. Etwa haben die Arbeitgeber laut Paragraph 5 die tägliche Tätigkeit so zu organisieren, dass die Bildschirmarbeit regelmäßig durch andere Tätigkeiten oder Pausen unterbrochen wird. Der Anhang regelt zudem einige konkrete Punkte, etwa, dass eine Tastatur vom Bildschirmgerät trennbar sein muss.
Tatsächlich ist aber nur in den seltensten Fällen der Arbeitgeber der Alleinschuldige. Vielmehr muss sich jeder selbst an der Nase fassen und um seiner Gesundheit Willen dafür sorgen, dass sein Arbeitsplatz so gesund wie möglich ist. Dazu kann auch gehören, dass man die mitgelieferte Tastatur gegen ein ergonomisches Modell austauscht und ein ergonomischer Stuhl beschafft wird. Dass das kein besonderes Entgegenkommen des Arbeitgebers ist, sollte klar sein . Die meisten Arbeitgeber dürften sich kulant zeigen, vor allem wenn man sieht, dass allein Rückenschmerzen in Deutschland für jährlich 70 Millionen Fehltage sorgen; die Produktivitätsausfälle verorten Experten im Milliardenbereich. Dagegen verblassen die scheinbar so hohen Kosten für ergonomisch einwandfreie Möbel und Bildschirmarbeitsplatzeingabegeräte