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Netzwerk schlägt Hierarchie: Drei Tipps für Digital Leader

Haben Sie schon einmal versucht, ihre Twitter-Follower per Brieftaube zu erreichen? Das erscheint Ihnen absurd? Bei diesem Beispiel sind wir uns sicher einig, wie wenig zielführend und albern allein der Versuch wäre. Dennoch versuchen genau das noch immer viele Führungskräfte in Unternehmen weltweit, Tag für Tag. Sie stülpen neue Technologien über eine alte, überholte Führung und nennen es „New Work“. Dieser Wolf im Schafspelz bzw. die Brieftaube als Twittervögelchen mag nicht immer sofort auffallen, führt aber auf lange Sicht zur Unzufriedenheit der Mitarbeiter – das zeigen auch aktuelle Studien .

Für die (neue) Arbeitswelt brauchen wir einen neuen Führungstypus – den Digital Leader. Einen Leader, der digital denkt, inspiriert, coacht, vertraut und empathisch handelt. Dafür müssen wir das vorherrschende Verständnis von Führung - und vor allem das Selbstverständnis von Managern grundsätzlich hinterfragen. Deshalb setzen wir uns in unserem Buch „Netzwerk schlägt Hierarchie“ intensiv damit auseinander, was Digital Leadership auszeichnet. Wir wollen Führungskräften aus unterschiedlichen Branchen Orientierung bieten und unsere Erfahrungen aus der Praxis teilen. Drei wichtige Erkenntnisse daraus möchten wir schon einmal kurz vorstellen – hoffentlich erkennen möglichst viele sich selbst und ihre Kollegen darin wieder:

1. Digital Leadership heißt mutig Vorangehen

Die gute Nachricht ist: Führen bedeutete schon immer Vorleben, Vorangehen – das hat auch in der neuen, vernetzten, Arbeitswelt weiterhin Bestand. Die schlechte Nachricht ist: Es erfordert in Zeiten der digitalen Transformation mehr Mut als früher. Den Mut, nicht allwissend zu sein, Verantwortung auf das Team und jedes einzelne Mitglied zu übertragen und über Ziele zu steuern – egal, wo die Personen sitzen, wann und wie sie arbeiten. Mut, sich selbst, die eigene Rolle, Strukturen, Denkmuster und Prozesse stets kritisch und ergebnisoffen zu hinterfragen. Denn die digitale Transformation ist kein Stadium, das man überwinden kann. Sie versetzt uns in einen kontinuierlichen Wandel, ja eine permanente Beta-Phase, die man nur dann aktiv gestalten kann, wenn man ihr bewusst begegnet.

2. Digital Leadership heißt, seine eigene Route finden

Viele Wege führen nach Rom – und Umwege erhöhen die Ortskenntnis. So könnte man den Weg zum persönlichen Führungsstil beschreiben. Es gibt kein Universalrezept, so viel ist klar. Aber es hilft, sich inspirieren zu lassen und sich mit anderen auszutauschen – auch über Disziplinen und Branchen hinweg. Jeder Digital Leader muss seinen eigenen Stil und auch sein eigenes Selbstverständnis entwickeln. Der kulturelle Wandel und neue technologische Lösungen geben uns die Möglichkeit, uns selbst zu fragen: Wie möchten wir (zusammen)arbeiten? Wie möchte ich führen? Dazu gehört es auch, Dinge auszuprobieren, neue Wege zu beschreiten – und zwischendurch vielleicht auch mal zu scheitern. Aus Fehlern lernen wir am meisten. Doch wir schwer ist es, sich gestehen, dass Scheitern vollkommen okay und ein Teil des Prozesses ist – diese Einsicht gilt im Übrigen gleichermaßen für Führungskräfte und Mitarbeiter.

3. Digital Leadership heißt, das Team nach vorn zu bringen

Die Arbeit der Zukunft findet in Teams statt. Glaubt man aktuellen Prognosen, wird es bereits in drei Jahren mehr Team- als Einzelarbeitsplätze in Unternehmen geben. Was bedeutet das für Führungskräfte? Einzelinteressen und vor allem -meinungen treten für das Wohl das Gruppe, das Projektergebnis, in den Hintergrund – auch die der Führungskraft.

Erfolg wird über Ziele gemessen, für welchen Weg ein Team sich entscheidet, ist ihm selbst überlassen. Gleichzeitig dürfen die Bedürfnisse des Einzelnen aber nicht vernachlässigt werden. Jedes Teammitglied muss sich als Person wahrgenommen und wertgeschätzt fühlen. Erst dann kann er oder sie im Team sein volles Potenzial enthalten. Ein schwieriger Spagat, der für Digital Leader bedeutet: Teamgefühl aufbauen. Die Mannschaft nach vorn bringen. Sich selbst zurücknehmen. Coachen statt kontrollieren. Freiräume schaffen, um neue Wege zu ermöglichen. Wie sagte der Musketier D’Artagnan so schön: Einer für alle, alle für einen.

Wir freuen uns über weiteren Austausch, Feedback und Kritik – zu unserem Buch „Netzwerk schlägt Hierarchie“, das ab sofort im Redline Verlag verfügbar ist. Du erreichst uns via LinkedIn und natürlich bei Twitter – nur bitte ohne Brieftauben.


Ein Beitrag von Ines Gensinger  
Head of Business & Consumer Communications bei Microsoft Deutschland
und Christiane Brandes-Visbeck
Gründerin Ahoi Consulting