Treffen der G20 Digitalminister: Digitalisierung als Chance für alle nutzen
Es könnte nicht treffender gewählt sein: "Eine vernetzte Welt gestalten" – so lautet das Motto der deutschen G20 Präsidentschaft, die am 7. und 8. Juli im Gipfeltreffen der Regierungschefs der G20 Staaten in Hamburg münden wird. In Zeiten, in denen die internationale Zusammenarbeit in Wirtschafts- und Finanzfragen leider nicht mehr selbstverständlich ist, bekommt das G20 Treffen in Deutschland besondere Bedeutung.
Auf der Agenda stehen neben wirtschaftlicher Stabilität, inklusivem Wachstum und offenem Welthandel auch neue Aspekte wie die Zusammenarbeit mit afrikanischen Staaten, die Stärkung der wirtschaftlichen Beteiligung von Frauen und erstmals auch Digitalisierung als eigenes Thema mit einer eigenen Arbeitsgruppe.
Am 7. April treffen sich nun die Digitalminister der G20 Staaten in Düsseldorf, um über "Policies for a Digital Future" zu beraten. Damit rückt ein Thema in den Fokus des G20 Prozesses, das nicht nur für die Technologiebranche, sondern für die Weltwirtschaft von erheblicher Bedeutung ist. Die Digitalisierung betrifft nahezu alle Aspekte von Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik: den globalen Handel, die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie, Chancengerechtigkeit für Arbeitnehmer und die Lebensqualität jedes einzelnen Bürgers. Die Digitalminister der G20 stellen sich deshalb zu Recht die Frage, wie man die Chancen der Digitalisierung für alle G20 Staaten, alle Marktteilnehmer und alle Bürger besser nutzen und die Herausforderungen meistern kann, u.a.
- wie Spielregeln für den Handel mit digitalen Gütern harmonisiert werden können,
- wie sich breitbandiger Zugang zum Internet als Grundvoraussetzung für eine digitale Wirtschaft vorantreiben lässt,
- wie man die Gründung von Technologie Start-ups und die Digitalisierung der Industrie beschleunigen kann und
- wie man Bildung und Qualifikation für eine digitale Welt neu denken muss.
Diese Herausforderungen können nicht allein von Regierungen gelöst werden. Sie erfordern die Zusammenarbeit von Stakeholdern in Wirtschaft und Gesellschaft, die den G20 Prozess mit eigenen Initiativen begleiten und den konstruktiven Austausch mit den Regierungsvertretern suchen. Microsoft hat sich wie viele anderen Unternehmen in diesem Jahr aktiv am B20 Business Dialog der G20 Staaten beteiligt.
In der Arbeitsgruppe „Digitalisierung“, in der ich auch persönlich mitgewirkt habe, haben mehr als 100 Vertreter von Unternehmen, Verbänden und Wirtschaftsinstitutionen gemeinsam Empfehlungen für eine chancenorientierte Gestaltung der Digitalisierung erarbeitet. Nun liegt das Ergebnis vor: Im B20 Policy Paper Digitalization for All: Future-Oriented Policies for a Globally Connected World" finden sich Analysen und konkrete politische Handlungsempfehlungen in drei Handlungsfeldern – Globale Vernetzung, Industrie 4.0 und Künstliche Intelligenz. Es geht den Unternehmen der B20-Arbeitsgruppe zum einen darum, Handlungsbedarf für die internationale Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von Cyberkriminalität und den Erfolgsfaktoren für die digitale Transformation der Industrie identifiziert und Rahmenbedingungen für die Gestaltung zukünftiger Technologieentwicklungen, insbesondere im Kontext Künstliche Intelligenz, definiert.
Quelle Grafik: B20 Website https://www.b20germany.org/nc/priorities/digitalization/
Die Dynamik mit der sich neue Technologien zum Beispiel im Bereich Maschinelles Lernen entwickeln und neue Märkte entstehen, sorgt nicht nur für Euphorie. Politik, Wirtschaft und Wissenschaft müssen sich deshalb gemeinsam der berechtigten gesellschaftlichen Diskussion über die Folgen neuer Technologien stellen. Dies stand auch im Zentrum der Gespräche in der B20 Arbeitsgruppe wie auch mit Regierungsvertretern: Die Digitalisierung darf nicht nur wirtschaftlichen Interessen folgen, aber sie muss der Wirtschaft ermöglichen, das Potenzial auszuschöpfen. Denn dies ist eine der wesentlichen Voraussetzungen dafür, dass Digitalisierung gelingen kann und möglichst vielen Menschen nutzt. Sehen wir den G20 Prozess deshalb als Katalysator, um eine zukunftsorientierte internationale Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Wirtschaft und Gesellschaft für die Digitalisierung voranzutreiben.
Speziell für den Wirtschaftsstandort Deutschland bietet die Digitalisierung riesige Chancen, wenn wir das Potenzial nur ansatzweise ausschöpfen. Würde Deutschland sein digitales Potenzial optimal nutzen, könnte das BIP bis 2025 laut McKinsey Global Institute um einen Prozentpunkt jährlich zusätzlich wachsen – das sind insgesamt rund 500 Milliarden Euro. Ob Deutschland dabei im internationalen Wettbewerb erfolgreich sein wird, entscheidet sich in den kommenden zwei bis drei Jahren. Die Digitalisierung verlangt deshalb neben einem verlässlichen internationalen Rahmen auch eine Revolution in den Köpfen und mutige Entscheidungen in Wirtschaft, Verwaltung und Politik. Das gilt auch und besonders in einem Wahljahr. Ganz in diesem Sinne: Digitalisierung als Chance für alle nutzen!
Ein Beitrag von Sabine Bendiek
Vorsitzende der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland
Sabine Bendiek ist Vorsitzende der Geschäftsleitung von Microsoft Deutschland und Co-Vorsitzender B20 Arbeitsgruppe "Digitalisierung"