Bindungsdateien und Anwendungsbereitstellung
Dieses Thema enthält Übersichtsinformationen zur Verwendung von Bindungsdateien, mit denen die Assembly- und Anwendungsbereitstellung in BizTalk vereinfacht werden kann. Bindungsdateien können die Bereitstellung in folgenden Szenarien beschleunigen, da die manuelle Konfiguration von Bindungen vermieden wird:
Verschieben einer Anwendung aus einer Bereitstellungsumgebung in eine andere
Aktualisieren einer Assembly
Bereitstellen einer Assembly in mehreren BizTalk-Gruppen
Was ist eine Bindung?
Eine Bindung erzeugt eine Zuordnung zwischen einem logischen Endpunkt, wie z. B. einem Orchestrierungsport oder einer Rollenverknüpfung, und einem physikalischen Endpunkt, wie z. B. einem Sende- und Empfangsport oder einer Sende- und Empfangspartei. Dies ermöglicht die Kommunikation zwischen verschiedenen Komponenten einer BizTalk-Geschäftslösung. Bindungen können mithilfe der BizTalk Server-Verwaltungskonsole erstellt werden.
Was ist eine Bindungsdatei?
Bindungsdateien sind XML-Dateien mit Bindungsinformationen für alle BizTalk-Orchestrierungen, Pipelines, Zuordnungen oder Schemas im Bereich einer BizTalk-Assembly, -Anwendung oder -Gruppe. Die Bindungsdatei enthält Informationen dazu, an welchen Host die einzelnen Orchestrierungen gebunden sind, zur entsprechenden Vertrauensebene sowie zu den jeweiligen Einstellungen für Sendeports, Sendeportgruppen, Empfangsports, Empfangsspeicherorte und Parteien. Sie können Bindungsdateien generieren und die darin enthaltenen Bindungen anschließend auf eine Assembly, Anwendung oder Gruppe anwenden, um so eine manuelle Konfiguration von Bindungen in unterschiedlichen Bereitstellungsumgebungen zu umgehen.
Wozu werden Bindungsdateien verwendet?
Die Verwendung von Bindungsdateien ist in den folgenden Szenarien von Vorteil.
Verschieben von einer Umgebung in eine andere
Mit Bindungsdateien können Sie die Verschiebung einer Anwendung von einer Bereitstellungsumgebung in eine andere, z. B. von einer Entwicklungsumgebung in eine Testumgebung, vereinfachen. Bindungen müssen oft für unterschiedliche Bereitstellungsumgebungen neu konfiguriert werden. Mithilfe von Bindungsdateien müssen Sie diesen manuellen Konfigurationsschritt nicht immer wieder von neuem durchführen.
Eine Möglichkeit dabei ist, eine Bibliothek mit Bindungen zu erstellen, aus denen Sie bei der Bereitstellung der Anwendung in einer neuen Umgebung auswählen können. Sie können beispielsweise eine Bindungsdatei für die Testumgebung und eine andere für die Produktionsumgebung erstellen und dann beide zur Anwendung hinzufügen. Wenn Sie die Anwendung in die Testumgebung importieren, können Sie eine Option zum Aufrufen der Testbindungen auswählen. Ebenso können Sie beim Importieren der Anwendung in die Produktionsumgebung eine Option zum Aufrufen der Produktionsbindungen auswählen. Dadurch müssen die Bindungen nicht mehr manuell für verschiedene Umgebungen neu konfiguriert werden. Eine andere Möglichkeit ist, die von Ihnen erstellten zugehörigen Bindungen in die aktuelle Umgebung zu importieren, nachdem die Anwendung importiert wurde. Dadurch werden die Bindungen automatisch angewendet.
Aktualisieren einer Assembly
Beim Aktualisieren einer Assembly in einer Anwendung werden die zugehörigen Bindungen oft überschrieben, da die Assembly ansonsten nicht gebunden werden kann. Die Bindungen müssen daher neu konfiguriert werden. Um dies zu vermeiden, können Sie Bindungsdateien auf folgende Weise verwenden:
Aktualisieren der gleichen Version einer Assembly Wenn die Assembly über früh gebundene oder dynamische Ports verfügt und die Portkonfiguration in der BizTalk Server-Verwaltungkonsole geändert wurde, gehen die Einstellungen verloren, wenn die Assembly durch eine Assembly mit derselben Versionsnummer aktualisiert wird. Sie haben die Möglichkeit, eine Bindungsdatei für die zu aktualisierende Assembly zu exportieren. Nach dem Aktualisieren der Assembly können Sie diese in die Anwendung importieren und anschließend die zugehörige Bindungsdatei importieren, um die vorherigen Bindungen erneut anzuwenden.
Aktualisieren einer Assembly mit einer neueren Version Sie haben die Möglichkeit, eine Bindungsdatei für eine Assembly zu exportieren, die aktualisiert werden soll, und diese Bindungen dann auf die neue Version der Assembly anzuwenden. Nachdem Sie die neue Version der Assembly in die Anwendung importiert haben, können Sie die Bindungsdatei importieren, um die Bindungen anzuwenden. Anweisungen zum Bearbeiten einer Bindungsdatei finden Sie unter Anpassen von Bindungsdateien.
Bereitstellen einer Assembly für mehrere BizTalk-Gruppen
Wenn Sie eine Assembly in mehreren BizTalk-Gruppen bereitstellen, können Sie die Assembly gemeinsam mit den zugehörigen Bindungen transportieren. Dadurch müssen die Bindungen nicht mehr für die Assemblys in den einzelnen Gruppen separat konfiguriert werden. Sie können dies wie folgt tun:
Erstellen Sie eine Bindungsdatei für die Assembly, die bereitgestellt werden soll, indem Sie die zugehörigen Bindungen exportieren.
Fügen Sie die Assembly und die zugehörige Bindungsdatei einer Anwendung hinzu. Wenn Sie die Assembly von anderen Elementen getrennt bereitstellen, kann die Anwendung nur die Assembly und die Bindungsdatei enthalten.
Exportieren Sie eine MSI-Datei für die Anwendung, und wählen Sie dabei auch die Bindungsdatei für den Export aus.
Importieren Sie die MSI-Datei für die Anwendung in die BizTalk-Gruppen und -Anwendungen, in denen sie bereitgestellt werden soll. Die Bindungen in der Datei werden beim Importieren automatisch auf die Assembly angewendet.
Wie werden Bindungsdateien generiert und verwendet?
Eine Bindungsdatei wird nicht automatisch für eine BizTalk-Assembly, -Anwendung oder -Gruppe generiert, aber Sie können eine Bindungsdatei generieren, indem Sie Bindungen exportieren, wie unter Exportieren von Bindungen beschrieben. Anschließend können Sie die Bindungsdatei in eine Anwendung oder Gruppe importieren, wie unter Importieren von Bindungen in eine BizTalk-Anwendung und Importieren von Bindungen in eine BizTalk-Gruppe beschrieben, die ihre Bindungen automatisch anwendet.
Alternativ können Sie die Bindungsdatei einer Anwendung hinzufügen, sodass ihre Bindungen angewendet werden, wenn die Anwendung in eine andere Gruppe importiert wird, anstatt sofort angewendet zu werden, wie unter Hinzufügen einer Bindungsdatei zu einer Anwendung beschrieben. Bei dieser Methode können Sie mehrere Bindungsdateien zu einer Anwendung hinzufügen und optional eine Zielbereitstellungsumgebung für jede einzelne Datei festlegen. Wenn Sie die Anwendung importieren, können Sie dann basierend auf der Zielbereitstellungsumgebung auswählen, welche Bindungen angewendet werden sollen, wie unter Importieren einer BizTalk-Anwendung beschrieben. Bei letzterer Methode können Sie auch separate Bindungsdateien für die verschiedenen Assemblys in der Anwendung importieren.
Sie können Bindungsdateien nach der Erstellung bearbeiten, um die Bindungsinformationen zu ändern. Weitere Informationen finden Sie unter Anpassen von Bindungsdateien.
Wie werden Bindungen angewendet?
Bindungen werden angewendet, wenn eine Bindungsdatei in eine Anwendung importiert wird oder wenn eine Anwendung in eine neue BizTalk-Gruppe importiert wird. Bei der Verwendung von Bindungsdateien ist es wichtig zu verstehen, wie Elemente an Hosts gebunden werden, und die Reihenfolge zu kennen, in der Bindungen angewendet werden.
Binden an Hosts
Wenn Bindungen separat oder als Teil einer Anwendung exportiert werden, erfolgt das Speichern von Hosts und Vertrauensebenen in der Bindungsdatei wie folgt:
Sendeport. Vertrauensebene des Hosts, der dem Sendehandler zugeordnet ist
Empfangsspeicherort. Vertrauensebene des Hosts, der dem Empfangshandler zugeordnet ist
Orchestrierung. Vertrauensebene des Hosts
Wenn die Bindungen in eine Anwendung importiert werden oder eine Anwendung aus der MSI-Datei in eine neue BizTalk-Gruppe importiert wird, werden Hosts und Vertrauensebenen in den Bindungsdateien mit Hosts und Vertrauensebenen in der Anwendung wie folgt abgeglichen:
Sendeport. Der Sendeport wird an einen Sendehandler mit demselben Namen gebunden, sowie an einen Host mit derselben Vertrauensebene wie die in der Bindungsdatei gespeicherte.
Empfangsspeicherort. Der Empfangsspeicherort wird an einen Empfangshandler mit demselben Namen gebunden, sowie an einen Host mit derselben Vertrauensebene wie die in der Bindungsdatei gespeicherte.
Orchestrierungen. Die Orchestrierung wird an einen Host mit demselben Namen und derselben Vertrauensebene gebunden, die der in der Bindungsdatei gespeicherten entspricht.
Anwendungsreihenfolge der Bindungen
Beim Importieren einer Anwendung werden Bindungen in der folgenden Reihenfolge angewendet:
Von BizTalk Server generierte Anwendungsbindungen, die der Anwendung nicht explizit über eine Bindungsdatei hinzugefügt, jedoch vom Benutzer explizit für den Export in die MSI-Datei der Anwendung ausgewählt wurden.
Bindungen in Bindungsdateien, die zur Anwendung hinzugefügt wurden und für die keine Zielbereitstellungsumgebung festgelegt ist. Diese Bindungen werden in keiner bestimmten Reihenfolge angewendet.
Bindungen in Bindungsdateien, die zur Anwendung hinzugefügt wurden und für die eine Zielbereitstellungsumgebung festgelegt ist, die mit der für den Anwendungsimport ausgewählten Bereitstellungsumgebung übereinstimmt. Diese Bindungen werden in keiner bestimmten Reihenfolge angewendet.
Beim Anwenden von Bindungen während des Imports werden bereits angewendete Bindungen durch gleichnamige neue Bindungen überschrieben. Mit anderen Worten: Die letzte anzuwendende Bindung eines bestimmten Namens wird gültig.
Wenn eine vorhandene Anwendung beispielsweise den Sendeport SendPort1 enthält und eine Bindungsdatei angewendet wird, die einen gleichnamigen Sendeport beschreibt, werden die Einstellungen in der Bindungsdatei durch die vorhandenen Einstellungen für SendPort1 überschrieben. Wenn eine vorhandene Anwendung beispielsweise die Orchestrierung ErrorHandling.ErrorHandler.ResubmitLogic enthält und eine Bindungsdatei eine gleichnamige Orchestrierung beschreibt, werden alle vorhandenen Bindungen für die Orchestrierung mit den Bindungen in die Bindungsdatei geschrieben.
Weitere Informationen
Grundlegendes zur Bereitstellung und Verwaltung von BizTalk-Anwendungen