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Von Ministerpräsidenten des eigenen Wahnsinns zur Verantwortung der IT-Wirtschaft

In keinem Land der Welt wird die „Digitale Debatte“ so intensiv geführt wie in Deutschland – und ich finde das ist der richtige Weg. Diese Meinung teilten auch meine Mitstreiter Constanze Kurz vom Chaos Computer Club und der Philosoph Prof. Peter Sloterdijk auf der Podiumsdiskussion „Digitale Debatte Deutschland – Zukunftstechnologien zwischen German Angst und globalem Leichtsinn?“, die gestern im Umfeld der Hamburger IT Strategietage auf Einladung des Microsoft Executive Circle stattfand.

Eine besondere Technikfeindlichkeit in Deutschland sieht Sloterdijk indes nicht. Trotz eines andauernden kulturellen Umbruchs durch IT, der in seiner Wirkung vergleichbar mit den Veränderungen durch Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks sei, sind grundlegende Ablehnungstendenzen nicht zu erkennen. Deutschland sei technisiert wie kaum ein anderes Land; die Menschen verfügten über einen digitalen Machtbereich, der selbst Cäsars Imperium in den Schatten stellen würde. Allerdings sei in dieser Sphäre auch jeder der „Ministerpräsident seines eigenen Wahnsinns“.

Constanze Kurz kann keine Hysterie in der Digitalen Debatte in Deutschland feststellen. Im Gegenteil würde die Debatte hierzulande so engagiert geführt, dass sie immer wieder Anerkennung im Ausland dafür erfahre. Gerade weil viele Fragen der Digitalisierung nach wie vor unbeantwortet seien, sei die Debatte darüber weiter wichtig. In einigen Punkten, wie etwa beim Cloud Computing, streite sie seit vielen Jahren auch mit Microsoft.

Mir zeigt es, dass in der Digitalen Debatte bereits der Weg ein Ziel sein kann. Es gibt in vielen Fragen noch keine ultimativen Antworten, und schon das Ringen um Positionen kann zur Lösung beitragen. Auch deshalb haben wir mit dem Konzept der „Corporate Technical Responsibility“ die Felder benannt, in denen wir die Debatte aktiv führen wollen: Datenschutz und Sicherheit, Zugang und Transparenz. Wir müssen als Industrie für mehr Akzeptanz und Vertrauen werben angesichts der großen Aufgaben, die wir mit Hilfe der IT noch lösen wollen – ich denke da an gesellschaftlich relevante Herausforderungen wie E-Democracy und E-Health, aber auch die anstehende Energiewende, die ohne Smart Grids und Cloud Computing nicht zu bewältigen ist. Als Industrie sind wir stolz auf unsere Innovationen und schaffen durch neue Produkte und Technologien ständig neue Tatsachen. Für die gesellschaftlichen Konsequenzen müssen wir als Branche Verantwortung zeigen – auch indem wir das Wort führen.

Dr. Marianne Janik, Senior Director Public Sector, Microsoft Deutschland