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Windows 7: Windows XP Modus vs. App-V

Technorati-Tags: Microsoft

Die Diskussion um Applikations-Kompatibilität mit Windows 7 wird in den vergangenen Tagen zum Teil recht emotional geführt. Ein Beispiel hierfür ist Randall C. Kennedy, seines Zeichens “Director of Research for Competitive Systems Analysis” für das Magazin Infoworld, der sich in einigen Beiträgen intensiv mit dem Windows XP-Modus beschäftigt und zu der Schlußfolgerung gelangt, der Einsatz von App-V, also Applikations-Virtualisierung, wäre eine bessere Lösung gewesen. Der Grund: bei App-V läuft im Hintergrund kein zusätzliches virtualisiertes Betriebssystem, um dessen Wartung (z.B. Antivirus, Hotfixes und Firewall) man sich kümmern müßte.

Das ist zwar faktisch korrekt, jedoch ist genau das der Grund, warum App-V für diesen Verwendungszweck eben nicht die bessere Lösung ist. Damit eine virtualisierte Applikation funktioniert, muß sie zwingend mit dem Host-Betriebssystem kompatibel sein. Ein Programm, das nur auf Windows XP lauffähig ist, ist auch virtualisiert nur auf Windows XP lauffähig. Der Vorteil von App-V liegt in der Entkoppelung der Applikationen vom Host-Betriebssystem und auch untereinander – Hotfixes im Host-Betriebssystem müssen nicht gegen die Applikationen getestet werden, und eigentlich nicht miteinander kompatible Applikationen können koexistieren – und in einem drastisch vereinfachten Applikations-Deployment.

Die naheliegende Lösung – und genau die haben wir dann auch umgesetzt: wenn ein Programm nur und ausschließlich auf Windows XP lauffähig ist, dann betreibt man es eben auf Windows XP! Will man das aus Windows 7 heraus tun, dann führt man im Hintergrund (unsichtbar für den Benutzer) eine virtualisierte Instanz von Windows XP aus. Genau das ist der Windows XP-Modus.

Man sollte bei dieser Diskussion nicht vergessen, daß der Windows XP-Modus nicht Teil von Windows 7 ist, sondern eine kostenlose Zusatzkomponente, die man bei Bedarf herunterladen und installieren kann. (Das bedeutet so nebenbei auch, daß auch eine andere Behauptung des Randall C. Kennedy nicht zutrifft, nämlich: Windows 7 sei auf Netbooks nicht lauffähig, weil der Windows XP-Modus von den Netbook-CPUs nicht unterstützt wird. Faktisch wiederum korrekt – das bedeutet aber nur: auf einem solchen Netbook ist Windows 7 vollständig lauffähig, nicht jedoch die optionale Zusatzkomponente ‘Windows XP-Modus’.) “Bei Bedarf” heißt: dann, wenn alle anderen Möglichkeiten, eine Applikation unter Windows 7 zu betreiben, erfolglos geblieben sind. Und es gibt eine ganze Reihe von solchen Möglichkeiten!

Meine persönliche Vorgehensweise bei inkompatiblen Applikationen ist:

  • Gibt es eine neuere Version, die mit Windows 7 kompatibel ist? Wenn ja: Upgrade! Nur dann habe ich den bestmöglichen Support aller beteiligten Hersteller und nutze sowohl die Applikation als auch das Betriebssystem langfristig optimal.
  • Falls keine kompatible Version vorhanden (oder kurzfristig zu erwarten) ist: Gibt es evtl. ein Konkurrenzprodukt, das kompatibel ist?
  • Ist die Applikation in einem der in Windows 7 eingebauten Kompatibilitäts-Modi lauffähig? Rechts-Klick auf die Applikation im Start-Menü, ‘Kompatibilität prüfen’, Windows XP als letztes unterstütztes Betriebssystem auswählen. Dann läuft kein virtualisiertes Betriebssystem im Hintergrund mit, es wird nur das Verhalten von Windows 7 gegenüber der Applikation angepaßt. Sehr oft reicht das schon aus!
  • Reichen die eingebauten Kompatibilitäts-Modi nicht aus, kann man das ‘Application Compatibility Toolkit’ ausprobieren. Mit diesem kostenlosen Toolkit kann man wesentlich granularere und weitreichendere Einstellungen vornehmen und diese auch zentralisiert verwalten und bereitstellen.
  • Wenn das alles nicht funktioniert, dann erst kommt der Windows XP-Modus zum Einsatz.

Auch eine dritte Behauptung des Herrn Kennedy ist zwar faktisch richtig, aber nicht zu Ende gedacht: Der Windows XP-Modus sei ein Albtraum für IT-Abteilungen, da er nur sehr aufwändig zu administrieren sei. Das ist ab einer gewissen Anzahl von Windows-Clients, die nicht kompatible Applikationen ausführen müssen, potentiell ganz sicher ein Problem. Dann ist jedoch der Windows XP-Modus auch nicht die richtige Option! Statt dessen sollte man Microsoft Enterprise Desktop-Virtualisierung (MED-V) einsetzen, eine prinzipiell sehr ähnliche Technologie, die jedoch eine zentrale Verwaltungskonsole enthält und somit sehr effizient administrierbar und automatisierbar ist.

Mit freundlichen Grüßen!

Ralf M. Schnell