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Der große Wettbewerb um Vertrauen

Vertrauen, englisch Trust, ist das Topthema der CeBIT 2012. Wie schwierig und komplex dieses Thema in der IT ist, zeigen viele Diskussion über den Wortlaut der CeBIT “Managing Trust – Vertrauen in der digitalen Welt”. Die Sprachpuristen kritisieren die Wahl englischer Wörter – und Bitkom-Präsident Dieter Kempf gibt ein wenig verschämt zu, dass im Kreis der CeBIT-Macher keine ausreichend umfassende und griffige deutsche Beschreibung gefunden wurden. Einige Experten auf dem Gebiet von Sicherheit und Vertrauen verweisen zurecht darauf hin, dass man erst einmal Vertrauen gewinnen, erarbeiten oder verdienen müsse, bevor man sich mit dem Management beschäftigen könne. Alle haben sie Recht – und alle eint das Interesse an und das werben für Vertrauen in digitale Geschäftsmodelle. Ohne Vertrauen – da unterscheidet sich die digitale Welt nicht von der physischen – kommen keine Geschäfte zustande.

Bei der Eröffnungsfeier warb Bundeskanzlerin Angela Merkel für den vertrauensvollen Umgang mit Daten im Internet. Google-Boss Eric Schmidt beschränkte sich bei seiner Eröffnungsrede darauf, dass es im Internet keine Zensur geben dürfe, und entwickelte ansonsten Visionen für die Welt von Morgen. Für Ralph Haupter, Vorsitzender der Geschäftsführung Microsoft Deutschland, war das zu wenig: „Ich hätte von Eric Schmidt zum Thema ‚Managing Trust’ eine klarere Position
erwartet. In der Schule würde man sagen: Thema verfehlt! Das ist schade, denn ich finde, dass sich die IT-Branche auch den unbequemen Fragen der digitalen
Debatte stellen muss. Eric Schmidt hat heute auf diese Fragen keine Antworten gegeben, sondern lieber über die digitalen Möglichkeiten der Zukunft
gesprochen. Das reicht meines Erachtens nicht aus. Als Branche müssen wir uns den zentralen Herausforderungen des Datenschutzes, der Sicherheit, des Zugangs und der Transparenz in der digitalen Welt jetzt stellen. Wir müssen die Debatte darüber aktiv führen. Diese Chance wurde heute nicht genutzt.“

20120307_CeBIT, Panel Neelie Kroes, Lord Allen (Klein) Die unterschiedliche Sichtweise des Themas Datenschutz scheint in viele Gesprächen und Diskussionen immer wieder durch. So forderte EU-Kommissarin Nelie Kroes, zuständig für die digitale Agenda der EU, unbedingte Transparenz beim Umgang mit persönlichen Daten. Sie seien durchaus zur Währung in der digitalen Welt geworden. Was mit ihnen geschehe, müsse der Verbraucher aber unbedingt nachvollziehen können. Außerdem müsse er das Recht haben, seine Daten von einem Unternehmen abzuziehen und einem anderen Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Das wiederum sieht Bitkom-Präsident Kempf – in der Sache unbestritten ein Kämpfer für den Datenschutz – kritisch. Er befürchtet, dass beim Transfer von Daten eines Kunden von einem Unternehmen zu einem anderen auch Betriebsgeheimnisse bekannt gegeben werden könnten. Die von Kroes befürwortete Regelung können sinnvoll sein im Umgang von Verbrauchern mit sozialen Netzen, nicht aber in den Geschäftsbeziehungen zwischen Unternehmen.

Lord Richard Allan, Director of Policy in Europe von Facebook, hält viel von Transparenz. In der Diskussion mit Kroes sagte er: “Wir müssen die Verbraucher aufklären, was mit ihren Daten bei uns passiert. Weil Viele das nicht wissen, dichten sie Vieles in unsere Abläufe rein.” Er will einen Schwerpunkt auf Schulung, Aufklärung und Verbesserung der Medienkompetenz legen.

20120307_CeBIT, Michael Kranawetter (Klein) Microsoft verfolgt seit mittlerweile gut zehn Jahren einen ganzheitlichen Ansatz für Datensicherheit und Datenschutz. Gemeinsam bilden sie die Grundlage, auf der Unternehmen in der digitalen Welt Vertrauen gewinnen können. “Vor gut zehn Jahren hat Bill Gate eine Mail an alle Microsoft-Mitarbeiter geschickt, in der er für das Thema Sicherheit und Vertrauen geworben hat”, sagt Michael Kranawetter, Chief Security Advisor bei Microsoft Deutschland. Daraus ist Trustworthy Computing entstanden, eine Initiative, an der sich mittlerweile viele Partner beteiligen. Die Entwicklung sicherer Technologien, die Aufklärung über Risiken und die Zusammenarbeit mit Unternehmen, Behörden und Institutionen sind für Microsoft die drei Säulen, auf denen Sicherheit beruht und auf denen Vertrauen wachsen kann. Eines sei allerdings klar, sagt Kranawetter: “100 prozentige Sicherheit gibt es nicht.” Darüber darf sich niemand Illusionen machen. Und die Verantwortung für die Sicherheit der eingesetzten IT trägt eben jedes einzelne Unternehmen, jeder Anwender auch selbst.