Kosten für Information im Internet – Transaktionskosten
Hi…
interessanter Gedankengang:
Warum gibt es große Firmen? Ronald Coase (Nobelpreis-Gewinner) meint, dass immer da, wo die Transaktionskosten für eine Leistung intern niederiger sind als extern, breitet eine Firma sich aus. Sie baut Wissen und Personal auf, um Dinge intern erledigen zu können. Transaktionskosten sind die Zeit (=Geld und Mühe) Recherchen wie Angebote einholen, vergleichen, Handling wie Versand, Aufbau, Wartung, Entsorgung zu gestalten. Anstatt, dass also jeder selber Büroklammern kauft, gibt es eine interne Bechaffung dafür. In dem Moment wo die optimale Beschaffung von Büroklammern nicht viel aufwendiger ist wie das Ausfüllen des Antragsformular bei der internen Abteilung, hat Letztere ein Problem.
Dies ist der Gegeneffekt. Outsourcing dringt dahin vor, wo man die externen Transaktionskosten gleich oder geringer wie die internen sind.
Ich habe mal versucht dieses Modell auf das Consumer-Internet auszubreiten. Im Jahre 2000 waren Bezahlinhalte im Internet verpöhnt. Warum? Nun, man konnte sich doch das Gleiche für umsonst besorgen. Die offensichtlichen Transaktionskosten (gemessen in Euro) waren niedriger im “freien” Markt.
Etwas was der iPod uns lehren kann ist, dass es neben dem puren Preis auch einen gefühlten Anteil an Transaktionskosten gibt. Wer sich nämlich in diesem Umsonst-Markt bewegt hat (und immer noch bewegt) weiß, dass man ganz schöne Mühe hat sich zurecht zu finden. Qualität scheint da irgendwo vorhanden zu sein, doch diese zu finden, braucht Fachwissen und Zeit. Die gefühlten Transaktionskosten sind hoch.
HIer kommt der Begriff der Marke ins Spiel. Eine Marke gibt mir Sicherheit und reduziert den Bedarf an Wissen und Aufwand, weil bestimmte Kriterien durch die Marke vertreten werden. Sich an eine Marke zu halten senkt die gefühlten Transaktionskosten, erhöht aber die offensichtlichen, weil wer immer hinter dieser Marke steht, sich refinanzieren will.
Aber, wir sind bereit gefühlte und offensichtliche Transaktionskosten gegeneinander zu tauschen. Statt also zwei Stunden das Internet nach einem Song zu druchwühlen, gehen wir in den Online-Store unserer Wahl und lassen lieber 99 Cent springen. Wo wir hier die Linie ziehen, ist sehr individuell und auch nicht immer gleich. Also ich erwische mich immer wieder, dass ich heute 5 Euro mal so ausgebe und ein anderes Mal eine halbe Stunde wegen einem Pfandbon für viel weniger laufe.
Das erklärt auch den Sinn hinter einem zentralen App-Store und warum Menschen sich in offensichtlich geschlossene Systeme hineinziehen lassen (oder soll ich sagen mit Freude springen?). Diese geschlossenen Systeme senken meine gefühlten Transaktionskosten und so lange die offensichtlichen Transaktionskosten dann nicht ganz andere Gefühle bei mir auslösen, bin ich geneigt zu akzeptieren. Weil ich die gewonnenen Resource (Zeit) für ein Meta-Ziel verwenden kann. Ich kann nämlich nach Dingen suchen, die mir helfen oder gefallen, oder nur nach Neuem suchen und mein Jäger-und-Sammler-Trieb ausleben. Weil sich eigentlich die wenigsten für die technischen Details interessieren und daher lernen wollen welcher Codec in einer MP4 Datei optimalen Soundgenuss verspricht (und ihn dann meist doch nicht hält)…
Quintessenz: Sollte Microsoft einen zentralen Software-Store aufbauen, der Applikationen, Inhalte, Community, Gaming bietet?? Im Sinne unserer Kunden, unbedingt. Aber, wir müssen unserer Marke dabei gerecht werden und für Qualität sorgen.
CU
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